Börsengang des Jahres: Facebook-Aktienwert weit unter Erwartungen

© Gerd Altmann / PIXELIO

Im Vorfeld des Börsengangs hat Facebook etliche große und kleine Übernahmen zum größten Teil im Software-Bereich absolviert. Eine der umstrittensten davon war der überraschende Kauf der Foto-Plattform Instagram mit gerade einmal einem Dutzend Mitarbeitern für eine Milliarde Dollar. Eine Summe, die selbst für einen Riesen wie Facebook, der im letzen Jahr nur eine Milliarde Dollar Gewinn gemacht hat, keine Kleinigkeit ist.

Die Übernahme hat Facebook 30 Millionen neue Mitglieder gebracht, aber noch wichtiger, sie hat für gute Stimmung vor dem Börsengang gesorgt. Denn zum einem wurde Facebook zum Gesprächsthema Nummer eins in der ganzen Welt, und zum anderem hat es allmählich den Eindruck von Allmacht und unerschütterlicher Stabilität erweckt.

Es wurde von allen Seiten prophezeit, dass der Facebook-Börsengang das wichtigste und größte Börsenereignis des Jahrhunderts sein wird, das man auf gar keinen Fall verpassen darf.

In dem lauten Rummel waren die wenigen kritischen Stimmen, die Facebook als völlig überbewertet charakterisiert haben, kaum wahrzunehmen. Jedoch jedem klardenkenden und von der allgemeinen Euphorie nicht betroffenen Mensch stellte sich die Frage, wie hoch der Wert eines Unternehmens sein kann, das kaum Anlagevermögen hält. Und noch wichtiger: gibt es für ein Unternehmen wie Facebook überhaupt eine denkbare Lebensdauer?

Angesichts der Rekordzahlen zwar unwahrscheinlich, aber selbst ein dereinst florierendes Network wie das deutsche StudiVZ verfällt heute in Vergessenheit.

Und nun dürfen sich diejenigen, die die allgemeine Agiotage um Facebook kritisiert haben, bestätigt fühlen, denn seit dem Börsengang am Freitag bricht das Unternehmen nur negative Rekorde. Bereits seit Montag ging der Aktienkurs steil abwärts und wird zurzeit weit unter dem ursprünglichem Einkaufspreis gehandelt. Es häufen sich Sammelklagen gegen Zuckerberg und die Konsortialbanken des Börsengangs – sogar von unrechtmäßigen Absprachen untereinander ist die Rede.

Damit nicht genug: Die Börse NASDAQ ist aufgrund von Softwareproblemen bei den Anlegern in Ungnade gefallen – vielfach wurden Order auf die Facebook-Aktie nicht oder nur verspätet ausgeführt. Dieser Umstand wird zumindest unterschwellig auch den Facebook-Chefs, von denen einige am Tag des Börsengangs Ihr Privatvermögen um Milliardensummen haben aufstocken können, selber angelastet.

Facebook muss jetzt zeigen, wozu das Netzwerk imstande ist und Umsatz und Gewinn weiter ausbauen, um die Kritiker verstummen zu lassen. Aktuell gibt es 900 Millionen Mitglieder. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und eine Milliarde Dollar Gewinn. Die wichtigste Einnahmequelle des Network-Giganten ist dabei weiterhin Werbung.

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Jochen Meiring hat seinen M.A. in Kommunikationswissenschaft an der WWU Münster gemacht. Als Experte für Content Marketing setzt er sich immer wieder mit neuen Trends im Onlinemarketing auseinander. Seine Kreativität und Neugier kann er in den unterschiedlichsten Kundenprojekten und im Blog von interface medien ausleben.