Online-Marktplätze abseits der Big Player: Mehr als Amazon und eBay

Der dritte Teil unserer Reihe zum Thema Online-Marktplatzoptimierung

Online Marktplätze

Beim E-Commerce sehen die meisten Händler drei Optionen: eigener Onlineshop, Amazon und eBay. Dabei sind in Deutschland die meisten individuellen Online-Marktplätze Europas vertreten. Bei der anhaltenden Dominanz von Amazon – 2017 waren es 46 % Marktanteil – machen sich Branchenkenner zu Recht Sorgen. Die Marktmacht der Big Player bringt die Händler in zunehmend schlechtere Verhandlungspositionen. Dies endet häufig in unfairen Bedingungen und horrenden Gebühren. In diesem Beitrag wollen wir Ihnen einen kleinen Überblick über weitere Verkaufsplattformen geben.

Rakuten – Amazon-Rivale aus Fernost

Der japanische Onlinegigant Rakuten hat im Wettkampf mit Amazon auf dem heimischen Markt die Nase vorn. Über 70 % der japanischen Online-Käufer nutzen Rakuten. Weltweit gesehen stellt Rakuten im Moment wohl Amazons größten Konkurrenten dar. Die Expansion auf den europäischen Markt — in Deutschland gibt es bereits zwei Standorte — wurde in den letzten Jahren verstärkt. Vielen ist die E-Commerce-Plattform als neuer Trikotsponsor des spanischen Fußballclubs FC Barcelona aufgefallen. Auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Lukas Podolski wirbt für Rakuten, u.a. für die hauseigene Messenger-App Viber. Die Grundgebühr für Händler gleicht der von Amazon, jedoch ist die Verkaufsprovision bei den Japanern nur etwa halb so hoch wie bei den Rivalen aus Seattle.

Allyouneed – Gewagte Investition der DHL

Nicht einmal zwei Jahre nach der Gründung im Jahr 2011 wurde der Online-Marktplatz Allyouneed überraschenderweise von Deutsche Post DHL übernommen. Der Marktplatz von DHL kann laut eigenen Angaben über 3.000 Händler mit 15 Mio. Produktangeboten vorweisen. Unter dem Namen AllyouneedFresh wurde zudem ein Onlineshop für Lebensmittel und Drogerieartikel ins Leben gerufen. Dabei wird das logistische Know-how der DHL ein Vorteil sein, um dauerhaft im Kampf mit Rewe, Edeka und Amazon Fresh zu bestehen.

Yatego – Die reine Verkaufsplattform

Yatego ist seit rund 15 Jahren aktiv und bietet Händlern eine Plattform für eigene Verkaufsbereiche – Shops im Shop sozusagen. Über 10.000 Händlershops mit 5 Millionen unterschiedlichen Produkten sollen mittlerweile auf Yatego zu finden sein. Kunden können das vielfältige Sortiment nach Themenbereichen, Shops oder Marken sortieren. Yatego spielt dabei nur den Mittelmann zwischen Kunde und Händler und ist weder beim Versand noch bei der Zahlung involviert.

Hood.de – eBays kleiner Bruder

Die deutsche Auktionsplattform Hood.de wurde erst 2017 von Signa Retail, dem österreichischen Mutterkonzern von Karstadt, übernommen. Das Grundprinzip der Vermittlung zwischen Händler und Käufer gleicht dem von eBay. Auch hier gibt es die Option Sofort-Kauf und verschiedene Möglichkeiten für Auktionen. Gebühren werden nur für gewerbliche Händler erhoben. Die Funktionen und das Angebot von Hood.de erinnern jedoch eher an eine Lightversion von eBay. Alleinstellungsmerkmale oder Vorteile gegenüber den Amerikanern lassen sich kaum entdecken. Vielmehr teilen sich beide Anbieter das Problem keinen einheitlichen Produktkatalog zu besitzen, was in einem unübersichtlichen Sortiment resultiert.

Wish und Joom – Quantität über Qualität?

Unkonventionell kommen die neuen Online-Marktplätze Wish und Joom daher. So erinnern die Marktplätze mit ihren plakativen Sonderangeboten eher an einen Basar als an ein Warenhaus. Beide Anbieter setzen auf eine hauseigene App, um das schier endlose Produktsortiment an den Endkunden zu bringen. Der Großteil der Händler produziert und versendet günstige Waren aus China. Dies führt häufig zu langen Lieferzeiten und unerwarteten Zollgebühren, was sich in negativen Erfahrungsberichten widerspiegelt. Das rasante Wachstum der E-Commerce-Plattformen scheint dies jedoch nicht zu bremsen. Peter Szulczewski, CEO und Mitgründer von Wish, bestätigte kürzlich einen erstmalig siebenstelligen Jahresumsatz im Jahr 2017. Für 2018 rechnet Wish optimistisch mit dem Doppelten. Bei 75 Millionen aktiven Kunden (Stand: April 2018) scheint diese Entwicklung nicht unwahrscheinlich.

Spezialisierte Online-Marktplätze

Neben den Generalisten gibt es natürlich auch etliche Online-Marktplätze, die sich erfolgreich auf eine Nischenbranche spezialisiert haben. Gut erhaltene Vintage-Produkte sowie Handarbeit können kreative Händler gut auf DaWanda oder Etsy verkaufen. Währenddessen hat es sich Home24 im Bereich Möbel und Haushalt gemütlich gemacht. Geht es um Mode, sind Zalando und die Otto-Tochter About You die erste Anlaufstelle. Otto kündigte darüber hinaus kürzlich Otto Market und Brand Connect an. Mit diesen Plattformen will der Einzelhandelsriese Händlern die Tür öffnen und endgültig den Schritt Richtung digitaler Verkaufsplattform wagen.

Netzwerkeffekte durch Social Shopping

In einem Markt, in dem es kaum mehr möglich ist mit konventionellen Geschäftsmodellen Fuß zu fassen, entwickeln sich auch neue Trends. Social Shopping, also der Handel über soziale Medien, ist in Asien bereits länger gang und gäbe. Plattformen wie Facebook, Instagram oder Snapchat bieten nun auch hierzulande Funktionen zum Kauf über ihre App bzw. Website an. Hier kommen die Effekte des Empfehlungsmarketings noch stärker zum Tragen als in herkömmlichen Onlineshops. Auch Werbeanzeigen lassen sich in solchen geschlossenen Systemen mit detaillierten Nutzerdaten sehr gezielt ausspielen. Influencer können im Bereich Social Shopping ebenfalls gut eingesetzt werden, um potenzielle Kunden anzusprechen.

Verkaufsplattformen im B2B

Während der B2C-Onlinehandel seit Jahren boomt, scheint der Trend so langsam auch im B2B-Bereich anzukommen. Verzeichnisse wie Wer Liefert Was, oder deren europäischer Partner Europages, sind schon länger bekannt. Mit Amazon Business und Conrad Business Supplies sind nun zwei Marktplätze in Erscheinung getreten, die bestehenden Plattformen für Geschäftskunden wie Mercateo ordentlich Konkurrenz machen werden.

Mercateo kann mit einer ERP-Schnittstelle punkten und hat laut eigenen Angaben fast 1,5 Millionen Geschäftskunden und eine Viertelmilliarde Euro Jahresumsatz vorzuweisen. Produktsuche, Preisvergleich und Bestellabwicklung können komplett über die Plattform durchgeführt werden. Jedoch genießen die neuen Rivalen aus dem Hause Amazon bzw. Conrad den Vorteil einer finanzstarken Dachorganisation. Ihre Erfahrung aus dem B2C-Onlinehandel wollen sie einsetzen, um intuitive, nutzerzentrierte Plattformen für Geschäftskunden zu erschaffen. Man darf gespannt sein, wie sich die B2B-Online-Marktplätze in Zukunft entwickeln.

Wenn in diesem Beitrag auch bei weitem nicht alle Verkaufsplattformen erwähnt wurden, lässt sich doch feststellen, dass es deutlich mehr Optionen als Amazon und eBay gibt. Einige können mit geringen Verkaufsprovisionen oder Händlerfreundlichkeit punkten, bei anderen können durch die Spezialisierung bestimmte Zielgruppen besser erreicht werden.

Wollen Sie Ihre digitalen Verkaufskanäle ausweiten, aber wissen nicht, welche Plattform dafür am besten geeignet ist? Wir stehen gerne beratend zur Seite und verhelfen Ihnen zum Erfolg!

Autor:
Avatar-Foto

Daniel Urban hat International Business & Management Studies an der Saxion in Enschede studiert und für interface medien seine Bachelorarbeit zum Thema Personalisierung im E-Commerce geschrieben. Nebenbei hat er seine Vorliebe für Content Marketing und Texten entdeckt. Als Digital Native weiß er um die Wichtigkeit relevanter Inhalte sowie einer authentischen und kreativen Kundenkommunikation.